Arthur Schnitzler: Der Reigen

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Hörspiel nach dem gleichnamigen Theaterstück von Arthur Schnitzler. In zehn frech-frivolen, melancholischen Dialogen zwischen Personen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten lässt Schnitzler seine Figuren aussprechen, was sie vor und nach der intimen Umarmung bewegt. Dennoch ist der Reigen ganz gewiss keine Liebesgeschichte. Was die Figuren umtreibt, sind geheuchelte und echt Gefühle, Banalitäten, Sentimentalitäten und Brutalitäten. In den erotischen Begegnungen dreht sich alles um das Spiel mit der Macht, ohne Rücksicht auf den sozialen Rang. Die Dirne vergnügt sich mit dem Soldaten, der danach zu dem Stubenmädchen geht. Sie unterhält ihrerseits heimliche Schäferstündchen mit dem jungen Herrn, dessen Verhältnis eine junge Dame ist. Deren Ehegatte trifft sich heimlich mit dem süßen Mädel, welches wiederum ein Verhältnis mit einem Dichter hat, der sich gerne einmal einer Schauspielerin widmet. Sie verführt wiederum einen Grafen, der sich schließlich zur Dirne begibt. Als Schnitzler im Winter 1896/97 den "Reigen" schrieb, hielt er die Zeit für eine Aufführung des gewagten Stückes noch nicht für gekommen. Einen Privatdruck versah er mit dem Vermerk: "Ein Erscheinen der nachfolgenden Szenen ist vorläufig ausgeschlossen." Rund zwanzig Jahre später erst gelang es Max Reinhardt, vom Dichter die Erlaubnis für eine Aufführung des Stückes zu erhalten, und im Dezember 1920 wurde es im Berliner Kleinen Schauspielhaus uraufgeführt. Kurz darauf wurde der amouröse "Reigen" mit ebenso großem Erfolg wie in Berlin von einer ganzen Reihe anderer Bühnen nachgespielt. Die Folge der Berliner Aufführung war ein berühmter Skandalprozess, in dessen Argumentation schon manche der "kulturpolitischen" Argumente des Dritten Reichs anklangen und der deshalb Schnitzler und seinen Erben die Aufführung des "Reigen" begreiflicherweise für lange Zeit verleidete. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nur durch den bedeutenden "Reigen"-Film von Max Ophüls nachdrücklich an das Stück erinnert. Mit: Helli Servi, Lotte Led, Peter Weck, Christiane Hörbiger, Fred Liewehr, Elfriede Ott, Wolf Albach-Retty, Wolfgang Gasser, Helmut Lohner, Susi Nicoletti. Regie: John Olden. Redaktion: Michael Becker. Produktion: NDR 1963.

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