Folge 16 - 700 Intellektuelle beten einen Öltank an (Bertolt Brecht)

Lyrikschule - A podcast by Johannes Thiele

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Das Gedicht '700 Intellektuelle beten einen Öltank an' zeichnet sich durch eine intertextuelle Tiefenstruktur aus. Thematisch geht es um den Einfluss der modernen Arbeitswelt und des technischen Fortschritts auf die Menschheit. Es geht um Entfremdung und fehlgeleitete Technikgläubigkeit - also um Themen, die heute nicht weniger aktuell sind als vor beinahe 100 Jahren. 700 Intellektuelle beten einen Öltank an Ohne Einladung Sind wir gekommen Siebenhundert (und viele sind noch unterwegs) Überall her, Wo kein Wind mehr weht, Von den Mühlen, die langsam mahlen, Und den Öfen, von denen es heißt, Daß kein Hund mehr vorkommt. Und haben dich gesehen Plötzlich in der Nacht, Öltank. Gestern warst du noch nicht da, Aber heute bist nur du mehr. Eilet herbei, alle Die ihr abgesägt den Ast, auf dem ihr sitzet, Werktätige! Gott ist wiedergekommen In Gestalt eines Öltanks. Du Häßlicher, Du bist der Schönste, Tue uns Gewalt an, Du Sachlicher! Lösche aus unser Ich! Mach uns kollektiv! Denn nicht wie wir wollen Sondern wie du willst. Und bist du nicht gemacht aus Elfenbein Und Ebenholz, sondern aus Eisen. Herrlich, Herrlich, Herrlich! Du Unscheinbarer! Du bist kein Unsichtbarer, Nicht Unendlich bist du! Sondern sieben Meter hoch. In dir ist kein Geheimnis Sondern Öl. Und du verfährst mit uns Nicht nach Gutdünken, noch unerforschlich Sondern nach Berechnung. Was ist für dich Gras? Du sitzest darauf. Wo ehedem Gras war Da sitzest jetzt du, Öltank, Und vor dir ist ein Gefühl Nichts. Darum erhöre uns Und erlöse uns von dem Übel des Geistes Im Namen der Elektrifizierung Des Fordschritts und der Statistik!

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