Brustlöser - E28 - Saison 21/22

FUSSBALL MML - A podcast by Micky Beisenherz, Maik Nöcker, Lucas Vogelsang

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Leute, jetzt überlegt mal, es ist Krieg. Und alle sehen hin. Und verhalten sich plötzlich. Die meisten sogar richtig. Ziehen erste Konsequenzen, tilgen den Teufel vom Trikot, zerreißen Verträge. Machen zum ersten Mal seit Jahren nicht einfach so weiter. Der Fußball, das kann man so sagen, hat in den vergangenen Tagen Zeichen gesetzt, die weit über die übliche Symbolik hinaus gehen. Natürlich musste auch die Allianz-Arena erstmal in ukrainischen Farben leuchten, Lichtreflexe. Daneben allerdings strahlten schon bald auch die klaren Sätze Robert Lewandowskis, seine öffentliche Weigerung, jetzt noch gegen die Russen zu spielen. Der erste Boykott aus der Kabine heraus. Und dann fielen die wirklich großen Steine, kippten auch die Mächtigen um. War mit einem Mal möglich, was lange Zeit unmöglich schien. Bei Schalke, bei der UEFA. Und selbst in Zürich, der Weltverband zwischen Infanterie und Infantino. Eine Zeitenwende. Ein moralischer Domino Day. Als stünde Uli Potofski vor der Arena. Den Kreml im Rücken, aber die Welt im Nacken. So wurden tatsächlich alte Partnerschaften beendet und scheinbar ewige Gewissheiten eingerissen. So überschlugen sich erst die Ereignisse und dann auch die Meldungen. Im Angesicht des Krieges. Gazprom, das wissen wir jetzt, ist nicht nur in Gelsenkirchen Geschichte. Und die Russen dürfen nun weder nach Leipzig noch nach Katar. Freilosbuden, der kalte Entzug. Was nun bleibt, sind vor allem Gefühle. Und offene Fragen. Hätte man das alles nicht schon früher wissen müssen? Hätte man nicht schon viel früher handeln sollen? Nach der Krim, nach Syrien? Muss wirklich erst Kiew brennen, eine europäische Hauptstadt, ehe der Fußball seine Freundschaften hinterfragt? Die Antworten kennen wir leider. Das ist der Beigeschmack dieser Tage. Er wird uns begleiten. Aber wir wären nicht wir, hätten wir dieser großen Ohnmacht, dem Zorn und der Verunsicherung, nicht auch diesmal zumindest ein bisschen Normalität entgegen gestellt. Die berechtige Schwere mit zwei, drei Tropfen Leichtsinn verdünnt. Alltägliche Albernheiten. Vom Krieg zum Klamauk und zurück. Für den einen Lacher, der euch heute eben nicht im Halse stecken bleiben muss. Das ist die Hoffnung. Und mit dieser Hoffnung wünschen wir euch nun allen Ernstes viel Spaß bei dieser neuen Folge Fussball MML!

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