APL 073: Ein Roboter kann niemals ...
Entscheidend besser | Georg Jocham - A podcast by Georg Jocham
Heute gibt’s den vierten Teil der Sonder-Episoden zum Ein-Jahres-Jubiläum dieses Podcasts. Nochmals die Erinnerung: ich suche einen neuen Titel für diesen Podcast. Mehr dazu in Episode 70. Wer mir den besten Vorschlag schickt, den lade ich zu einem Interview ein, das ich hier im Podcast sende. Wenn Sie / wenn Du das spannend findest einfach die Episode 70 nachhören und Deinen Vorschlag an [email protected] schicken. Kürzlich bin ich auf ein Buch gestoßen, das man in diesen Tagen lesen sollte. Es ist das Buch „Inevitable“ also „Unvermeidlich“ von Kevin Kelly. Schon der Buchtitel suggeriert, dass man an diesem Buch nicht vorbeikommt. Kevin Kelly ist der Mitgründer des Wired Magazine, ein Denker und Vordenker rund um das Internet und rund um das Thema Digitalisierung. Ich hoffe der Begriff ist nicht verbrannt nach der vorletzten Episode… In seinem Buch „Inevitable“ beschreibt er, welche 12 Entwicklungen und Trends aus seiner Sicht die Zukunft der Menschheit bestimmen werden. Dabei verzichtet er darauf genaue Vorhersagen zu treffen, was das Buch an einigen Stellen abstrakter macht und nicht unbedingt einfacher zu lesen. Gleichzeitig gewinnt es dadurch an Glaubwürdigkeit, und ich kann es nur empfehlen, auch wenn es das Buch vorerst nur auf Englisch gibt. In der letzten Episode ging es unter anderem darum ob und welche Tätigkeiten künftig durch Maschinen und Roboter ersetzt werden. Kevin Kelly schlägt dazu einen siebenstufigen Prozess der Ablehnung und Leugnung vor, wie wir damit umgehen werden, wenn Computer, Maschinen und Roboter unsere Jobs übernehmen. Er sagt es wird etwa so ablaufen: 1. Ein Computer oder Roboter kann niemals die Aufgaben übernehmen, die ich heute erledige. 2. Später: o.k. ein Roboter kann viele meiner Aufgaben übernehmen, aber er kann nicht alle Aufgaben übernehmen. 3. Später: o.k. ein Roboter kann all das machen, was ich machen kann, aber er braucht mich, wenn er eine Störung hat, was oft passiert. 4. Später: o.k. der Roboter arbeitet problemlos an Routinearbeiten, aber neue muss ich ihm lernen. 5. Später: o.k., o.k., der Roboter kann meinen alten, langweiligen Job gerne haben, es ist ja auch offensichtlich, dass das kein Job ist, für den der Mensch gemacht ist. 6. Später: wow, jetzt wo der Roboter meinen alten Job macht, habe ich einen neuen Job, der interessanter ist, und in dem ich mehr verdiene. 7. Ein Computer oder Roboter kann niemals die Aufgaben übernehmen, die ich heute erledige Und so weiter und wieder von vorne. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Optimismus von Kevin Kelly vollumfassend teilen kann. Insbesondere der 6. Schritt, Jobs werden interessanter und zahlen besser, wird sicher nicht für alle Jobs und nicht für alle Menschen gelten. Gerade in den letzten Wochen und Monaten haben wir ja einen Eindruck davon bekommen, wie Gesellschaften auf steigende Unsicherheit und auf das Gefühl zu kurz zu kommen reagieren. Und wir haben gesehen, für welche Botschaften sie empfänglich sind, und welche Art von Politikern sie dann wählen. Ich denke daher wir sollten das Thema „Roboter machen unsere Arbeit“ nicht zu rosarot färben und auch die Folgen nicht unterschätzen. Aber auch ich glaube: die Roboter kommen, und sie werden in Zukunft vieles von dem machen, was wir heute machen. Das reicht vom Steuern unserer Autos über medizinische Untersuchungen und wird Bereiche erfassen, die wir uns heute nicht im Entferntesten auch nur ausmalen können. Wahrscheinlich sollten wir jedes Mal hellhörig werden, wenn irgendjemand sagt "Ein Roboter kann niemals die Aufgaben übernehmen, die ich heute erledige"